Ortsportrait

Die Gemeinde Todtmoos im südlichen Hochschwarzwald erstreckt sich mit rund 2000 Einwohnern über 13 Ortsteile. Überall ist mit den altertümlichen Schwarzwaldhäusern ein Charme von früher zu spüren. Vom Wehratal - dem niedrigsten Punkt (663 m ü. d. M.) - über wilde Schluchten und sanfte Bergrücken, dem Ortskern Vordertodtmoos, bis hin zum höchsten Punkt dem Hochkopf (1263 m Höhe), kann man eine herrliche und abwechslungsreiche Landschaft erleben und genießen. Der Ort ist nicht nur für die Einwohnerinnen und Einwohner ein schönes Fleckchen, sondern bietet als heilklimatischer Kur- und Wallfahrtsort ebenso Anziehungspunkte für Touristen. In den vielen Gaststätten und Cafés im Ortskern ist für Jedermann etwas dabei. Da auch das Gewerbegebiet für einen Ort sehr wichtig ist, sind im sogenannten "Sägmoos" mehrere große Betriebe vertreten. Außerdem gibt es in Todtmoos Einkaufsmöglichkeiten, sowie eine geeignete Busverbindung in die benachbarten Orte bis nach Freiburg oder Bad Säckingen.

Todtmoos lag im Westzipfel der Grafschaft Hauenstein, einer Grafschaft, die nie von einem Grafen regiert wurde, sondern einer einmaligen Selbstverwaltung oblag, die über den Waldvogt in Waldshut den Habsburgern in Wien verantwortlich war. Auf der heutigen Gemarkung von Todtmoos spielte sich ein Geschehen Mitte des 12. Jahrhunderts ab, das als Vorlage für das Gedicht "Der Graf von Habsburg" von Friedrich Schiller von 1803 diente. In Todtmoos wurde bis 1830 konzentrierte Schwefelsäure hergestellt und andere damals benötigte Chemikalien. Ab 1628 war die Todtmooser Kirche die bestausgestattete Renaissancekirche im Südwesten Deutschlands. Zum Bau dieser Kirche hat man in der Umgebung extra Straßen gebaut, damit man die Steine für den Kirchenbau herantransportieren konnte. Im Heimatmuseum ist das Faksimile einer Votivtafel des Feldherr Karl der V. von Luxemburg aus 128 Kg Silber als Dank für einen siegreichen Feldzug gegen die Franzosen in Rheinfelden ausgestellt. Das Original befindet sich im Kunstmuseum on Wien (Raubkunst?). In ganz Todtmoos standen im 19. Jahrhundert um die 400 Webstühle in den Diensten der Hauswebereien. Um 1900 wurde in Todtmoos weltweit das modernste Sanatorium für Lungenkranke nach medizinischen und hygienischen Gesichtspunkten gebaut. Auf dem Friedhof in Todtmoos findet man die Gedenktafle des Hans Lehmann, der zusammen mit August Musger die Zeitlupe entwickelt hat. Ein Gerät wurde 1916 von der Firma Ernemann als „Zeitmikroscop“ vorgestellt. Maxim Gorki spielte während seiner Lungenkur im Hirschen in Todtmoos Rütte zusammen mit dem Wirt Reinhold Schwald Schach. Gorkis bedeutende Werke: z.B. „Die Mutter“ (1906/1907), „Nachtasyl“ (1902), „Kinder der Sonne“ (1905), „das Leben des Klim Samgin“, „das Werk der Artamonows“, „Meine Kindheit (1913)“. Während des Konstanzer Konzils 1414 und 1418 wanderte der Pabst Johannes der XXIII. (er war einer der damaligen Gegenpäpste) verkleidet als Landser nachts durch Todtmoos auf der Flucht vom Konzil in den Breisgau, wo er dann gefangen genommen wurde. Max Hölz weilte als Walter Hofer im Herzlhaus in Rütte. Er hatte die die blutigen Märzkämpfen 1921 geleitet. Nach seiner Begnadigung 1928 erholte er sich und schrieb das Buch „vom weißen Kreuz zur roten Fahne“. In dieser Zeit wurde er von den Führern der KPD (z.B. Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Karl Radek usw.) hier in Todtmoos besucht. Nach Auskunft eines Todtmoosers hat schon 1924 in Rütte eine Hakenkreuzfahne geweht.

Also nicht nur die Landschaft, das Klima, die Menschen und der Lebkuchen machen Todtmoos zu einem begehrenswerten Urlaubsort, sondern auch seine Geschichte, die man bei Führungen in der Kirche, im Heimatmuseum und im Besucherbergwerk erkunden kann.
Text von Sepp Zimmermann


Kleine Chronik von Todtmoos
Aus Geschichte (750jahre-todtmoos.de) 14.07.2023

1255 Leutpriester Dietrich von Rickenbach errichtet eine Kapelle auf dem Schönbühl (legendäre Überlieferung)
1260 Der Ritter Walter von Klingen, Inhaber der Herrschaft Wehr, schenkt den Wald im oberen Wehratal dem Bischof von Konstanz und dem Ordensschloß Beuggen mit der Weisung, dort eine Kirche zu bauen
1267 Todtmoos wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt
1268 Auf dem Standort der ersten Kapelle wird eine Kirche erbaut, die zugleich zur Pfarrkirche erhoben wird
1275 Todtmoos geht an die Habsburger über
1300 Die ursprünglich in Holz errichtete Kirche wird erweitert und in Stein gebaut
1319 Herzog Leopold von Österreich schenkt die Kirchengemeinde Todtmoos (außer Au und Glashütte) dem Benediktinerkloster St. Blasien
1391 Die Kirche wird durch Chor und Sakristei erweitert, auf der anderen Seite des Totenbaches entsteht eine Leutepriesterei (Pfarrhaus)
1439 1000 Basler pilgern nach Todtmoos
1628 Eine größere Kirche im Renaissance-Stil mit Chor und zwei Seitenschiffen wird erbaut und unter Teilnahme von 400 Gläubigen eingeweiht
1662 Das bisher zur badischen Markgrafschaft gehörende Schwarzenbach geht in den Besitz des Klosters St. Blasien über
1678 Herzog Karl V. von Lothringen zieht mit der kaiserlichen Armee durch Todtmoos und stiftet eine silberne Votivtafel; eine Nachbildung befindet sich im Heimatmuseum
1733 Das heutige katholische Pfarrhaus wird als Sommerresidenz für die Äbte in St. Blaisen erbaut
1778 Todtmoos erhält das Marktrecht
1787 Der heutige Ortsteil Glashütte wird von Herrischried nach Todtmoos umgepfarrt
1850 Die ersten Kurgäste Besuchen Todtmoos
1852 Fertigstellung und Übergabe der 1847 begonnenen Wehratalstraße
Ab 1880 Todtmoos entwickelt sich zum Kurort; aus ehemaligen Hotels entstehen Kurhäuser und Sanatorien; eine rege Bautätigkeit bestimmt die nächsten Jahre
1897 Eröffnung des neuen Kurhauses "Luisenbad"; zunehmende Bedeutung für Todtmoos als Kurort
1901 Bau des Sanatoriums Wehrawald
1902 Der heutige Ortsteil Au wird von Herrischried nach Todtmoos umgepfarrt
1903 Bauliche Fertigstellung des heutigen Rathauses
1905 Errichtung des Forstamtes
1908 Erstellung einer elektrischen Leitung durch die Kraftabsatzgenossenschaft Waldelektra
1925 Einweihung des Hochkopfturmes
1927/28 Erweiterung der Wallfahrtskirche
1935 Die Stabhaltereien in den Außenortsteilen werden aufgelöst; Todtmoos wird Gesamtgemeinde
1948 Erste Operation an einem Tuberkulose-Kranken in Deutschland im Sanatorium Wehrawald durch den Schweizer Arzt Dr. Good
1953/54 Bau von Wasserleitung und Kanalisation in Vordertodtmoos
1955 Erdrutsch bei dem "Schwarzen Felsen", Bau eines Freischwimmbades
1956 Einweihung Neubau Evang. Kirche "Zum guten Hirten"
1958/59 Wegfall der Todtmooser Skischanze durch den Neubau der L 148 und damit wesentliche Verkehrsberuhigung des Hauptortes
1960 Einweihung des neuen Schulhauses auf der Jägermatt
1961 Bau einer großen Zentralkläranlage für Vordertodtmoos
1968 700-Jahr-Feier der Todtmooser Pfarrei
1973 Verwaltungsreform in Baden-Württemberg; Umgliederung von Todtmoos vom Landkreis Säckingen in den Landkreis Waldshut
1975 Todtmoos wird Mitglied im Verwaltungsverband St. Blasien; dadurch Erhaltung der Selbständigkeit, Austragung des 1.Schlittenhunderennens
1976 Feierlicher Spatenstich – Bau Kurhaus Wehratalhalle mit dem Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg, Dr. Rudolf Eberle
1977 Umgliederung von Gersbach-Au nach Todtmoos
1978 Feierliche Einweihung der Wehratalhalle mit Kurhaus, Turnhalle und Feuerwehrgerätehaus
1980 Bestätigung Prädikat "Heilklimatischer Kurort" durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, Größtes Schlittenhunderennen – Aufnahme in das "GuinnessBuch der Rekorde"
1981 30-jähriges Jubiläum der Existential- Psychologischen Bildungs- und Begegnungsstätte Rütte von Prof. Dr. Graf Dürckheim
1983 Fertigstellung neuer Kurpark Umstellung Klinik Wehrawald auf Kuren der Allgemeinmedizin und Einweihung Busbahnhof
1985 1. Schlittenhunde-Europameisterschaft
1986 Grundlegende Sanierung des Freibades
1991 Einweihung "Heimethus" mit Museum
1994 1. Schlittenhunde-Weltmeisterschaft auf deutschem Boden und Neubau des Kindergartens
1999 Einweihung der Hackschnitzelheizung mit Nahwärmeversorgung von Wehratalhalle und zwei Schulgebäuden und Hochwassersicherer Ausbau der Wehra im Verlauf der Murgtalstraße
2000 Eröffnung des Schaubergwerks "Hoffnungsstollen" und Einweihung der sanierten und erweiterten Grund- und Hauptschule
2003 Schlittenhunde-WM mit der Nachbargemeinde Bernau und Einweihung der neuen Zentralkläranlage Vordertodtmoos
2005 Grundlegende Modernisierung "Alter Kurpark"
2006 Einweihung des neuen Rehazentrums Todtmoos, Klinik Wehrawald der Rentenversicherung Bund
2006 Fertigstellung des grundlegend umgebauten Rathauses

Das Jahr 2018 war für die Gemeinde ein ganz besonderes Jahr. 750 Jahre alt wurde die Gemeinde, die dieses Ereignis ein ganzes Jahr lang feierte.
Und weil nicht jeder jeden Tag 750 Jahre feiern kann, hat sich die BZ dazu entschlossen, außerhalb der Berichterstattung zu den verschiedenen Veranstaltungen auch die zwölf Ortsteile
einmal zu porträtieren - jeden Monat einen.